Ausgangspunkt unserer Überlegungen zum bestehenden Bahnhofsgebäude in Wiesau war zunächst die Beschäftigung damit,
wie durch die Revitalisierung ein Mehrwert für die Bevölkerung geschaffen werden kann. Demzufolge werden sämtliche
kulturelle und besucherwirksame Nutzungen im Bestandsgebäude konzentriert, das Bahnhofsgebäude wird bewusst als sozialer
Treffpunkt, als ein zentraler Ort im Stadtgefüge für Jung und Alt konzipiert. Durch diese Konzentration gewinnt der Ort an
Attraktivität und Lebendigkeit, ein reger Austausch unter den verschiedenen Besuchergruppen soll gewährleistet werden.
Um den Raum dafür zu schaffen, wird die für den Betrieb des Bahnhofs und die Erschließung erforderliche Infrastrukturen in
den Zwischenbereich zur Bahnstrecke „ausgelagert“ und in Kontrast zum Bestand gestaltet.Das Bestandsgebäude wird in seinen Originalzustand rückgebaut.
An den Rücksprüngen im Bereich der Seitenflügel werden zwei markante Zugangsbereiche geschaffen, im Nordflügel zur hier
angeordneten Brauerei (Entfernung des aktuell hier vorhandenen Zubaus), im Südflügel zu den kulturellen Nutzungen im
Erdgeschoß und 1. Obergeschoß (Museum, Bibliothek).
Vor der Ostfassade des Bestandsgebäudes übernimmt ein neu errichteter Treppenturm mit dem erforderlichen Aufzug die
Funktion der (barrierefreien) Erschließung sämtlicher Geschoße. Durch die Schaffung eines weiteren, direkten Zuganges zum
Erschließungsturm von der Ostseite her kann die im 2. Obergeschoß angeordnete Zahnarztpraxis unabhängig von den sonstigen
Nutzungen im Bahnhofsgebäude erschlossen werden. Der Treppenturm dient außerdem als zweiter Rettungsweg aus den
Räumlichkeiten des 1. Obergeschoßes. Zentral angelagert an diesen Erschließungkern wird die öffentliche Toilettenanlage
platziert.
Der Zugang im Südflügel mündet in ein großzügiges Foyer, von dem alle kulturellen Nutzungen im Bestandsgebäude auf
kurzem Weg erreichbar sind. Hier kann bei Bedarf eine Kassa- und Informationsinfrastruktur errichtet werden. Rechterhand im
Seitenflügel, bewusst etwas abgesetzt, der museale Bereich, linkerhand die Flächen für die Modelleisenbahn der großzügige
Treppenaufgang ins 1. Obergeschoß. Im Foyerbereich werden einzelne Exponate des musealen Bereiches öffentlich zugänglich
gemacht.
Über die zentrale Treppe gelangt man zu den Räumlichkeiten der Bibliothek im Obergeschoß mit einem zentralen Lesesaal. Die
Dachbereiche der Seitenflügel werden thermisch saniert und weitergenutzt. Der Dachraum des Nordflügels wird für die
Bibliothek - Bücher und Medien - nutzbar gemacht, Sitzgelegenheiten in den niedrigeren Dachbereichen dienen als
Rückzugsorte, um abseits des Lesesaales die Bibliothek zu nutzen.
Der Dachraum des Südflügels, angeschlossen auch an den zentralen Erschließungsturm, beherbergt sämtliche „dienenden“
Funktionen (Depot- und Lagerräume, Sozialraum, Toilettanlagen) sowie - bewusst etwas abseits der sonstigen öffentlichen
Nutzungen - die Räumlichkeiten des Vereinsheims.
Der Zugang im Nordflügel mündet in die Flächen der Brauerei mit in Richtung Bahnsteig vorgelagertem Gastgarten. Über die
zentrale Treppe im Hauptbau ist eine direkte Verbindung zu den Räumlichkeiten der Bebliothek gegeben. Bei Bedarf kann die
Brauerei auch unabhängig von den sonstigen Nutzungen betrieben werden.
Das 2. Obergeschoß nimmt die Funktionen der Zahnarztpraxis auf. Der Zugang erfolgt über den neu geschaffenen Treppenturm
direkt in den Empfangs- und Wartebereich, die erforderlichen Räumlichkeiten werden flächenoptimiert entlang eines
Mittelganges aufgespannt. Aufgrund der begrenzt vorhandenen Fläche werden der Sozialraum sowie ein Teil der Lagerfläche
(Archivfläche) wie oben erwähnt in das 1. Obergeschoß ausgelagert. Es besteht eine direkte, barrierefreie Verbindung über den
Treppenturm.
Der Dachraum des zentralen Baukörpers wird als Kaltraum von Nutzungen freigehalten, eine spätere Adaption wäre aufgrund
des vorhandenen aussenliegenden Treppenturmes denkbar. Die Flächen des Untergeschoßes dienen als Lagerfläche für die
Brauerei bzw. als Technikräume, nicht benötigte Flächen unter dem Südflügel werden verfüllt.Die Qualitäten und die vorhandenen Infrastrukturen am Baufeld werden so weit wie möglich weitergenutzt und wo notwendig
optimiert. Bei der Gestaltung der Außenanlagen wird ein besonderes Augenmerk auf die Schaffung einer hohen
Aufenthaltsqualität gelegt.
Der vorhandene Baumbestand bleibt weitgehend erhalten, die geplanten Grünflächen werden bewusst gefasst, an den
Schnittpunkten der Wegverbindungen werden Sitzgelegenheiten geplant.
Am südlichen Teil des Baufeldes wird die Park&Ride Anlage mit insgesamt 61 Stellplätzen mit E-Ladesäulen (davon drei
barrierefreie Stellplätze in der Nähe des Bahnhofszuganges) und zusätzlichen Motorradstellplätzen verortet. Die bestehende
Zufahrt wird weiter genutzt. Um die versiegelte Fläche gering zu halten, werden die Stellplätze mit Autoüberstand vorgesehen.
Das hier gelegene Pendant zum Hankerla-Haus wird erhalten und übernimmt zentral die Funktionen, die für die
Bewirtschaftung des Areals notwendig sind (Müllraum; Gerätelager; …).
Die nördlich des Bestandsgebäudes bereits vorhandene Bushaltestelle wird durch wenige Maßnahmen optimiert. Drei
Bushaltebuchten mit witterungsgeschützten wartebereichen werden hier geschaffen. Das Hankerla-Haus wird aufgrund seiner
räumlichen Nähe zum Busbahnhof zum Dienstgebäude für die Mitarbeiter der RBO umfunktioniert. Die vorhandenen
Räumlichkeiten des Vereinsheims werden bewußt in das Bestandsgebäude integriert, um dort die Besucherfrequenz zu
erhöhen. Im Bereich des Busbahnhofes werden optional drei zusätzliche Stellplätze für Mitarbeiter der RBO bzw. ev. für Mieter
im Bahnhofsgebäude geschaffen.
Eine gedeckte Wegverbindung verbindet den Busbahnhof sowie die Park&Ride Anlage mit den Bahnsteigen. Entlang dieser
Wegeverbindung wird wie selbstverständlich eine zusätzliche „Bahnsteigsituation“ geschaffen, in der die vorhandene Feldbahn
seinen Platz findet. Durch die in die Platzgestaltung integrierte Schmalspur-Gleisanlage ist der Betrieb der Feldbahn zu
besonderen Anlässen zentral entlang sämtlicher Funktionen des Areals möglich. Bahngeschichte wird auf diese Weise in seiner
Ursprünglichkeit erlebbar. Einbezogen wird hier auch der Treppenturm, der eine „zusätzliche Perspektive“ auf die Bahn lenkt.
Angedockt an den bestehenden Bahnsteigzugang werden die dem Bahnbetrieb dienenden Funktionen der Bäckerei und des
Fahrradverleihs bzw. die Fahrradstellplätze mit E-Ladesäulen positioniert. Von hier ist ein direkter Zugang zum Bahnsteig bzw.
zur Unterführung möglich.